Bor (ergänzt)

Ein Beitrag von Dr. Sonja Dreymann

Mensch und Tier / Funktionen

Bor zählt generell zu den lebensnotwendigen Nährelementen. Bor erhöht die Aktvitäten verschiedener Enzyme (Peroxidase, Katalase, Amylase, Saccharase) und bewirkt eine Aktivierung der Nukleinsäuresynthese, spielt also eine Rolle bei der genetischen Informationsübermittlung. Bor fördert das Knochenwachstum und die Festigkeit der Knochen sowie die Bildung von SAM (S-Adenosylmethionin). Der Abkömmling der schwefelhaltigen Aminosäure spielt im Adrenalin-, Serotonin- und Histamin-Stoffwechsel eine zentrale Rolle. SAM ist für Entgiftungsvorgänge im Körper, für die Verarbeitung von Fetten und die Übertragung von Nervensignalen zuständig.

Als Medikament wirkt SAM gegen Depressionen, Arthritis und Lebererkrankungen. Da bei falscher Dosierung aber auch Nebenwirkungen auftreten können ist es besser, für eine ausreichende Bor-Versorgung zu sorgen. In einem Versuch mit Schweinen haben Wissenschaftler festgestellt, dass Bor die Bildung von Cytokinen fördert. Diese Proteine, zu denen u.a. das Interferon zählt, regulieren das kontrollierte Wachstum und die Differenzierung von Zellen. Bor fördert kognitive und psychomotorische Funktionen. Durch seine Wirkung auf die Nebenschilddrüsen regelt Bor die Aufnahme und den Stoffwechsel von Kalzium, Magnesium und Phosphor.

Bor beeinflusst den Metabolismus von Steroidhormonen, besonders den der Sexualhormone. Bei Männern erhöht es den Testosteronspiegel, bei Frauen in den Wechseljahren den Östrogenspiegel. Es ist auch an der Umwandlung von Vitamin D in seine aktive Form beteiligt. Es hilft dem Körper dabei, Kalzium besser in den Knochen und Zähnen einzulagern.

Die optimale Bordosierung wird mit täglich 2 bis 3 mg angegeben. Da es wasserlöslich ist, besteht nur eine geringe Gefahr von Überdosierungen.

Das Borhaltige Boromycin ist ein Antibiotikum gegen Gram-positive Bakterien. Natriumoxyperborat fördert die Wundheilung und verringert verschiedene Entzündungsprozesse.

Bormangel steht in Verbindung mit zahlreichen Krankheiten, u.a. mit der Entstehung von Krebs. Eine Studie hat gezeigt, dass bei ausreichender Borversorgung seltener Prostata-Krebs auftritt. Bormangel hemmt nicht, sondern fördert die unkontrollierte Zellteilung. Durch Bormangel entsteht Homocystein, das zur Entstehung von Osteoporose und psychischen Störungen beiträgt.

Bormangel verursacht Hyperaktivität der Nebenschilddrüsen, die dann zu viel ihres Hormons ausschütten. Das Hormon setzt Kalzium aus den Knochen und Zähnen frei, wodurch der Kalziumspiegel im Blut ansteigt. Das führt zu Gelenkarthrose und anderen Arthrose- und Arthritisformen sowie Osteoporose und Zahnschäden. Bei einer täglichen Zufuhr von unter 1 mg Bor treten diese Erkrankungen verstärkt auf. Mit zunehmendem Alter führen hohe Kalziumwerte zur Verkalkung von Weichteilgewebe, was Muskelverspannungen und Gelenksteifheit verursacht. Ebenso verkalken die Arterien und die Hormondrüsen, insbesondere die Zirbeldrüse und die Eierstöcke. Auch zu Nierensteinen und Nierenverkalkung kann es kommen, was letztlich zum Nierenversagen führt. Bormangel in Kombination mit Magnesiummangel ist für Knochen und Zähne besonders schädlich.

Seit 2009 werden Borsalze in der EU als gefährliche Stoffe gekennzeichnet, obwohl die Gründe dafür fragwürdig sind. In Fütterungsexperimenten mit Ratten und Hunden haben sich 100 mg Bor je kg Körpergewicht als unschädlich erwiesen.

Pflanze und Boden / Funktionen

Bor gehört in die gleiche Elementen-Gruppe wie Silizium und Germanium. Bor liegt im Boden zu über 98 % als B(OH)3 vor. Bor ist weltweit am zweithäufigsten von Mangel betroffen, sowohl beim Getreide als auch bei den Kreuzblütlern. Das betrifft sowohl den Ertrag als auch die Qualität. Bormangel hemmt speziell das wachsende Gewebe und die reproduktiven Organe. Am stärksten von einem Mabgel sind die Zellwände betroffen. Bormangel kommt häufiger auf leichten Böden und auf kalkreichen Böden vor. Die Borverfügbarkeit wird stark durch Wassergehalt im Boden beeinflusst; bei Trockenheit wird weniger Bor aufgenommen. Bei Trockenstress führt die Blattbehandlung mit Bor zu 19%igen Mehrerträgen, wie ein chinesischer Versuch beweist. Es besteht eine hohe Auswaschungsgefahr. Oberhalb von pH 6,3 verringert sich die Bioverfügbarkeit von Borsäure im Boden. Das Bor wird in erster Linie als Borsäure durch die Pflanzen aufgenommen. Borsäure enthält 17.5 % Bor, Borax 11.3 %. Die Mindestkonzentration für gesundes Pflanzenwachstum wird laut FAO mit 20 ppm angegeben.

Bor ist am Stoffwechsel von Nukleinsäuren, an der Proteinsynthese sowie am Stoffwechsel und Transport von Kohlehydraten beteiligt. Ein gestörter Kohlenhydratstoffwechsel führt zu einem verstärkten Auftreten von saugenden Insekten. Bor fördert die Synthese des Wachstumshormons Indolyl-Essigsäure. Das heißt Bor ist aktiv an allen Wachstumsprozessen beteiligt, seien es die Wurzelspitzen, die Blätter oder die Knospen. Bor übt einen wichtigen Einfluss auf die Stabilität der Zellwände und der Membranen aus. Bor ist an der Stickstofffixierung von Rhizobien beteiligt.

Bei Bormangel ist die Kältetoleranz herabgesetzt. Beim Raps wurde ein stark verringertes Wurzellängenwachstum beobachtet; beim Weizen sind die Staubbeutel eingekürzt; Bormangel führt zu einer verringerten Fruchtbarkeit. Karotten und Zuckerrüben weisen die höchsten Borkonzentrationen auf (75 bzw. 102 mg je kg Trockensubstanz, Weizen und Mais die geringsten Konzentrationen (6 bzw. 9 mg/kg TS).

 

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Dr. Sonja Dreymann

Ich habe das Unternehmen Dreymann-Agrar 2015 gegründet mit dem Ziel, für die Landwirtschaft eine unabhängige Fachberatung zum Boden anzubieten. Mit den Bodenkursen unterstütze ich Landwirte und die weiteren landwirtschaftlichen Akteure (Beratungsvereine, Verbände etc.) im Norddeutschen Raum, sich mit einem neuen Blickwinkel der Bodenbewirtschaftung zu widmen und neue Methoden und Lösungsansätze anzuwenden.